Posted On 7. Juni 2013 By In Einsätze von Piker With 7366 Views

Verkehrskontrolle – Nichts als die Wahrheit!

Normalerweis müsste man davon ausgehen, dass man nach einiger Zeit alle Ausreden und Erklärungsversuche der Verkehrsteilnehmer, warum sie gerade jetzt kurzzeitig nicht angeschnallt gewesen wären und sonst ja immer mit Sicherheitsgurt fahren würden, kennen. Dieses mal verblüffte uns allerdings keine Ausrede..

Ich: Guten Tag, Polizei Bennighoven, Polizeikontrolle – Führerschein und Fahrzeugschein bitte.“
Autofahrer (mit einem unschuldigen Blick): Ja, bitte? Was möchten Sie von mir?
Ich: Sind sind uns eben auf der Mozartstraße mit ihrem Fahrzeug entgegengekommen und waren zu diesem Zeitpunkt nicht ordnungsgemäß angeschnallt.
Autofahrer: Ich? Niemals! Ich wurde erst vor einer Woche von Ihnen kontrolliert und musste 30 Euro wegen dem blöden Gurt zahlen. Seitdem lege ich ihn immer vor Fahrtantritt (dieses Wort hatte er wohl von dem Kollegen aus der letzten Kontrolle) an!
Ich: Ja, sie. Das ganze stellt eine Verkehrsordnungswidrigkeit dar und wird, wie sie ja dann sicherlich auch wissen, mit einem Verwarngeld von 30 Euronen geahndet. Die Belehrung als Betroffener einer Ordnungswidrigkeit ist ihnen ja dann auch bekannt?
Autofahrer (relativ gleichgültig): Ja, ich muss nichts sagen. Mach ich aber. Ich verspreche Ihnen, ich war angeschnallt. Ich traue mich seit letzter Woche noch nicht mal mehr ohne Führerschein in mein Auto. Wirklich!
Ich: Ok, habe ich wohlwollend zur Kenntnis genommen. Trotzdem muss ich Ihnen das Verwarngeld anbieten. Zahlschein, vor Ort per EC-Karte oder möchten Sie das ganze Ablehnen?
Autofahrer (nach kurzem Überlegen): Mhm, Zahlschein. Aber ich war 1000% angeschnallt. Fragen Sie doch mal bei meiner Familie nach, die werden Ihnen das bestätigten. Soll ich sie eben anrufen?
Ich: Nein, danke. Nicht nötig. Wir schreiben eben die Zahlkarte.

Im Streifenwagen begannen wir nach einer kurzen Überprüfung der Personalien mit dem Ausfüllen der Zahlkarte. Für uns klang der Verkehrsteilnehmer zwar sehr überzeugend, was allerdings nicht daran änderte, dass wir Ihn beide ohne Sicherheitsgurt gesehen hatten.

Tock, Tock machte es plötzlich an der Seitenscheibe.

Ich: Ja, was mö…..

Weiter kam ich mit meinem Satz nicht. Verwundert blickten mein Kollege und ich in ein verheultes Gesicht.

Schniefend guckte der Verkehrsteilnehmer uns an: Es tut mir so leid. Ich habe sie belogen. Ich fühle mich so schlecht. Ich war wirklich nicht angeschnallt. Ich wollte sie nicht belügen. Es tut mir leid.

– schniefende Stille –

Ich: Ähm..ja….

Nach einem kurzen Blickkontakt mit meinem Streifenpartner bot ich dem geständigen und offensichtlich reumütigen Herrn eine reduziertes Verwarngeld an. Dies bekräftigte er dankend durch sein Versprechen, sich in Zukunft nun doch vorschriftsmäßig zu verhalten.

– Ehrlichkeit währt eben doch am längsten 🙂 –

 

Bildquelle: http://www.facebook.com

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Ich bin Polizeibeamter in einem schönen Bundesland hier in Deutschland und habe mein Studium bei der Polizei wenigen Jahren erfolgreich abgeschlossen. Seitdem bin ich im Wach-und Wechseldienst (auch bekannt als Streifendienst) für die teilweise kuriosen Anliegen der Mitbürger da :) Vielleicht noch kurz zu der Entstehung meines "seltsamen" Nicknames: Bei dem Ausfüllen eines Formulars im Dienst ist mir ein folgeschwerer Rechtschreibfehler unterlaufen. Anstatt im Mängelzettel den defekten "Peiker" (unser Mikrofon im Streifenwagen sozusagen), hatte ich "Piker" geschrieben. Nachdem dieser Zettel von ein paar Kollegen entdeckt worden war, hatte sich der Fehler innerhalb kürzester Zeit wie ein Lauffeuer in der ganzen Wache verbreitet. Seitdem werde ich von vielen Kollegen nur noch mit meinem neuen Namen - "Piker" - angesprochen.