Posted On 14. September 2013 By In Einsätze von Piker With 7296 Views

Unser letzter Wille: Nicht noch mehr Promille!

Wie bereits bei Facebook und Twitter angekündigt, benötigt ihr für folgende Story ein paar Vokabeln. Natürlich möchte ich euch diese hier auch nicht vorenthalten:

betrunken-deutsch

Für uns stand mal wieder die Wochenendnachtschicht (Freitag / Samstag) auf dem Programm und daher waren wir wenig über die -zugegeben – sehr angenehmen Temperaturen von 22-25 Grad zur Nachtzeit begeistert. Diese hatten für uns die Konsequenz, dass es eine arbeits- und vorallem alkoholreiche Nacht werden sollte.

Neben den normalen Ruhestörungen an vielen Ecken in der Stadt schaffte es eine sehr junge Dame auf unsere Hitliste der Nacht.

„Hallo, ich brauche Sie hier dringend. Ich versuche meine Schwester seit Stunden vergeblich in ein Taxi zu bekommen.“ – Der Notruf ließ selbst einen unserer älteren Kollegen schmunzeln: „Vielleicht kann sie ja Kickboxen“.

Doch vor Ort, in der Nähe der örtlich einzigen Discothek, erwartete uns alles andere als eine Kampfsportlerin im Schwergewicht. Eine junges zierliches Mädchen um die 20 Jahre alt stand mit leicht gläsrigem Blick an einen Poller gelehnt zusammen mit ihrem Bruder direkt neben einem Taxistand.

„Sie ist stark betrunken und wurde von den Türstehern der Disco mehrfach aufgefordert die Örtlichkeit hier zu verlassen“ teilte uns der relativ nüchterene Bruder mit. „Seitdem versuche ich Sie in ein Taxi zu bekommen, damit Sie nach Hause fährt. Inzwischen hat sie mir den Rücken zerkratzt und mein T-Shirt zerrissen.“
„Eishoki. Isch hab ni viel getrunken. Isch wart hier auf meine Freundin.“ warf die junge Dame ein.
Wir: „Und wo ist deine Freundin?“
Mit einem Blick in Richtung Disco: „Da drinne…“
„Ja seit zwei Stunden..“ äußerte sich der Bruder
„Du bist nur aaifersichtig, dass isch das bessr´ Abitur hab. Deswegen machst du das hia.“
Wir: „Du kannst nicht alleine hier bleiben. Erstens kannst du kaum noch stehen und zweitens kannst du in diesem Zustand nicht mehr selber auf dich aufpassen“
„Ich kann woll stähen.“
Wir: „Nein. Woher kommen deine blutigen Knie?“
„Weiß ni.“
Wir: „Siehst du. Entweder du fährst jetzt mit nem Taxi nach Hause oder du kommst mit uns auf die Wache“
„Nix. Isch blaib hia. Meine Freundin kommt bestimmt glai.“

Nur schwer ließ sich die junge Dame davon überzeugen, nicht weiter in einer einsamen Seitengasse die Nacht zur verbringen.
Im Streifenwagen brach sie dann plötzlich in Tränen aus.

„Was soll isch denn jetzt machen? Ich wollt doch Medizn (kein Rechtschreibfehler 😉 ) studieren. Warum nehmt ihr mich fest?“
„Du bist nicht festgenommen. Wir sorgen nur dafür, dass du sicher in dein Bett kommst und dir nichts passiert. Auf der Wache wirst du gleich abgeholt.“
„Isch will nicht in die Zelle!!!“
„Kommst du auch nicht. Deine Mutter kommt.“
„Naaaain!“ – Ihr Ausruf endete mit einem Meer aus Tränen und einem schwarz verschmierten Gesicht.
„Aber wenn ihr mich in meine Akte einwaist, kann ich kein Medizn´ studieren…“
„Es gibt keine Akte von dir. Und du wirst auch nicht eingewiesen…“
„Doch, ihr habt mich festgenommen.“

Das Gespräch setzte sich auf der Wache noch ca. 30 Minuten ohne Themenwechsel fort. Dabei stellte sich allerdings heraus, dass die Gute noch gar kein Abitur gemacht hatte.Bei einem Alkoholgehalt von knapp unter 2 Promille seien ihr die kleinen Aussetzer verziehn.

Mit einem „Wirsing“ (s. Vokabeln) und einem unerwartet starken Händedruck verabschiedete Sie sich später.

Auf einen Tag mit Kopf- und Knieschmerzen 😉

Ich bin Polizeibeamter in einem schönen Bundesland hier in Deutschland und habe mein Studium bei der Polizei wenigen Jahren erfolgreich abgeschlossen. Seitdem bin ich im Wach-und Wechseldienst (auch bekannt als Streifendienst) für die teilweise kuriosen Anliegen der Mitbürger da :) Vielleicht noch kurz zu der Entstehung meines "seltsamen" Nicknames: Bei dem Ausfüllen eines Formulars im Dienst ist mir ein folgeschwerer Rechtschreibfehler unterlaufen. Anstatt im Mängelzettel den defekten "Peiker" (unser Mikrofon im Streifenwagen sozusagen), hatte ich "Piker" geschrieben. Nachdem dieser Zettel von ein paar Kollegen entdeckt worden war, hatte sich der Fehler innerhalb kürzester Zeit wie ein Lauffeuer in der ganzen Wache verbreitet. Seitdem werde ich von vielen Kollegen nur noch mit meinem neuen Namen - "Piker" - angesprochen.