Posted On 23. Mai 2013 By In Einsätze von Piker With 6109 Views

Einbruch leichtgemacht – Riegel Vor!

Pünktlich zum Beginn der dunklen Jahreszeit startete auch wieder die Hochsaison der „schwarzmaskierten“ Langfinger.

Insbesondere zu dieser Zeit lassen sich Anwohner die interessantesten „Einbrecher-Abwehr-Systeme“ einfallen.

Doch manche verlieren trotz aller „Vorsichtsmaßnahmen“ das wesentliche aus den Augen. So auch die ältere Dame in einem Einsatz…

„Sandstraße 54, Einbruch bei Frau Radtke“ – „Verstanden“ – „Ist euch die Dame bekannt?“ – „Nein, bisher nicht“ – „Ok, sie scheint etwas durcheinander zu sein. Sie hatte während des Notrufs mehrmals gefragt, warum ich sie angerufen hätte und woher ich von dem Einbruch bei ihr wüsste…“

Nach einem kurzen Lachen bestätigten wir nochmals den Einsatz und machten uns, nichts ahnend, auf den Weg zur älteren Dame.

Vor Ort öffnete uns eine ältere in schrillen Farben gekleidete Dame die Wohnungstür.

„Ja, was möchten sie?“
„Hier ist die Polizei, sie hatten uns wegen einem Einbruch angerufen“
„Kommen sie herein. Woher wissen sie denn von dem Einbruch?“

Leicht irritiert über diese Frage blickten wir die Dame fragend an.

„Eben hat mich schon ein netter Herr wegen dem Einbruch bei mir angerufen. Der wusste auch schon davon. Ich bin scheinbar wieder die Letzte, die von dem Einbruch meine Wohnung erfährt.“

Mit diesen Worten schritt die Dame in ihr Schlafzimmer. Routinemäßig warfen wir einen schnellen Blick in jeden Raum (es waren nur 3) und folgten ihr ins Schlafparadies. – Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten wir keine Aufbruchspuren, weder an den Fenstern noch an der Wohnungstür, feststellen können –

„Hier sehen sie, es ist alles aus meinem Tresor geklaut worden. Dabei habe ich ihn doch extra als Nachttisch genutzt. Den konnte man doch eigentlich nicht sehen.“

Leicht ungläubig fielen unsere Blicke auf den geöffneten Tresor, welcher mit einem kleinen Spitzendeckchen neben dem Bett stand und in dessen Schloss ein großer Schlüssel steckte.

„Naja…“ – offensichtlicher kann man den Tresor eigentlich nicht hinstellen; außer vielleicht mit einem Hinweisschild (diesen Gedanken behielt ich allerdings für mich) – „… vielleicht wusste der Einbrecher ja genau, wo er suchen musste. Aber warum steckt dort ein Schlüssel im Schloss?“
„Ja, Herr Wachmeister sie haben recht. Daran habe ich auch schon gedacht. Den hatte ich auf meinen Nachttisch gelegt, dort sucht ja normalerweise keiner“
„Wissen sie denn schon, was alles entwendet wurde? Und wie sind die Täter in die Wohnung gekommen?“
„Mein ganzer Schmuck; der war bestimmt 100.000 Euro wert.“
„Das ist eine Menge!“
„Ich weiß auch nicht wie die hier reingekommen sind.“
„Hat denn noch jemand ein Schlüssel?“
„Ja, mein Nachbar, aber Herr Hubert kann kaum noch laufen und ist auch schon sehr alt. Ansonsten hat niemand einen Schlüssel. Ich lege ihn immer unter die Fußmatte, dort vermutet ihn keiner.“

Die nächsten Sekunden waren von einer ungewöhnlichen Stille und entglittenen Gesichtszügen unsererseits geprägt.

„Gute Frau, sie können doch nicht ihren Schlüssel vor die Tür legen?“
„Den haben die bestimmt nicht gefunden. Die sind durch das Küchenfenster. Dort ist eine Blume heruntergefallen. Sie müssen dort Spuren nehmen!“

Ein bisschen Erde war dort zwar zu sehen, aber das Fenster war verschlossen und unversehrt. Außerdem war es unmöglich, das Fenster von außen komplett zu verschließen.

„Ok, Frau Radtke, wir schreiben dazu eine Strafanzeige und werden uns um die „Spuren“ kümmern.“
„Ja, machen sie das. Aber woher wissen sie eigentlich davon, dass hier eingebrochen wurde?“ 

Ich bin Polizeibeamter in einem schönen Bundesland hier in Deutschland und habe mein Studium bei der Polizei wenigen Jahren erfolgreich abgeschlossen. Seitdem bin ich im Wach-und Wechseldienst (auch bekannt als Streifendienst) für die teilweise kuriosen Anliegen der Mitbürger da :) Vielleicht noch kurz zu der Entstehung meines "seltsamen" Nicknames: Bei dem Ausfüllen eines Formulars im Dienst ist mir ein folgeschwerer Rechtschreibfehler unterlaufen. Anstatt im Mängelzettel den defekten "Peiker" (unser Mikrofon im Streifenwagen sozusagen), hatte ich "Piker" geschrieben. Nachdem dieser Zettel von ein paar Kollegen entdeckt worden war, hatte sich der Fehler innerhalb kürzester Zeit wie ein Lauffeuer in der ganzen Wache verbreitet. Seitdem werde ich von vielen Kollegen nur noch mit meinem neuen Namen - "Piker" - angesprochen.