Das Katzen sieben Leben haben, war mir ja bekannt. Aber das Marder auch zu dieser besonderen Spezies gehören, wusste ich bis dato noch nicht.
Zusammen mit einer Kollegin war ich auf dem Weg zu einem „Tiereinsatz“. Drei junge Mädchen hatten über den Notruf mitgeteilt, dass ein schwerverletzter Marder unter einem Auto liegen würde. „Immerhin, ein Marder weniger“ ging es mir sofort durch den Kopf. Bei solchen Einsätzen besteht meist, sofern der zuständige Jäger nicht zu erreichen ist, unsere unangenehme und undankbare Aufgabe darin, dass Tier von seinen Qualen zu erlösen.
Vor Ort standen die junge Mädchen um einen älteren VW Golf herum und quietschten zwischenzeitlich relativ schrill auf:
„Ihhhhhhhhhhhhh doooooort“
„Machen Sie was, der Arme!“
„Keine Sorge, wir kümmern uns drum. Was ist denn überhaupt passiert?“
„Der ist ganz böse verletzt, der Arme. Können Sie im helfen?“
– Böse Gedanken gingen mir durch den Kopf. Natürlich werde ich dem helfen… Erst vor kurzem hatte ein Marder meinen Privatwagen stillgelegt. –
„Ja, wir gucken mal.. Wir werden versuchen den Jäger zu erreichen.“
„WAS? Warum denn das? Wir brauchen doch einen Arzt?“
„Ich denke eher nicht. Wir werden versuchen Ihn von seinen Qualen zu erlösen“
– Irgendwie mussten wir unser Vorhaben ja positiv verpacken 😉 –
Ein lauter Aufschrei: „NEIN! Das können Sie nicht. Der ist so süß, kann ich den nicht als Haustier haben?“
Mit einem leichten grinsen: „Deine Mutter wird sich freuen, wenn das nette „Haustier“ euch die gesamte Wohnung und Elektrik zerlegt hat..“
Mein gut gemeinter Rat erntete nur einen verständnislosen Blick.
Mehrere Versuche, den Marder von seinem Leid zu erlösen schlugen, aufgrund einer immer noch enormen Schnelle und zur Freude der Mädchen, fehl. Inzwischen hatte er das „Tierchen“ sich in ein Gebüsch gerettet.
Der bereits eingetroffene Jäger allerdings, machte, so dachten wir zumindest, sofort kurzen Prozess. Ein gezielter Griff, ein Schlag, fertig. So hart sich das ganze anhört, für das Tier gab es wohl keine Hilfe mehr. Mit dem „toten“ Marder in der Hand begab sich der Herr in dunkelgrün zu seinem Kofferraum. Ein kleiner Junge von der anderen Straßenseite sprang ihm munter entgegen und beobachtete interessiert den Jäger mit dem toten Tier in der Hand. „Mit mir nicht!“ wird sich der Marder wohl gedacht haben, denn plötzlich brach ohrenbetäubens Getöse über uns herein:
Ein lautes Fauchen und Zappeln des eigentlich toten Marders, der Aufschrei des kleinen Jungen, die hysterisch umherrufende Mutter und nicht zu vergessen, die drei jungen Mädels, die schreiend die Straße entlang ranten.
Staunend und wortlos betrachteten wir das Schauspiel.
Der gezielte Schlag des Jägers in den Nacken beendete allerdings diese opernreife Szene abrupt.
Unglaublich, wie viele Leben manche Tiere haben…